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Flora Davidson, SupplyCompass
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11.06.2020

Neue Impulse für die Logistik im Bereich Fashion

Neue Impulse für die Logistik im Bereich Fashion

Flexport Editorial Team

Vor Kurzem hat sich Flexport mit dem in Großbritannien ansässigen Unternehmen SupplyCompass zusammengeschlossen, um Kunden aus der Modebranche besser betreuen zu können. Dazu haben wir mit Flora Davidson, Mitbegründerin von SupplyCompass, gesprochen, um das Unternehmen und seine Alleinstellungsmerkmale besser kennenzulernen.

Können Sie uns etwas über SupplyCompass erzählen und was Sie einzigartig macht?

Am Anfang stand die Idee, die Art und Weise neu zu denken, wie im digitalen Zeitalter Produkte entworfen und hergestellt werden. Mit unserer Plattform, unserem zuverlässigen Lieferantennetzwerk und unserem erfahrenen Team ermöglichen wir Labels und Herstellern eine bessere Zusammenarbeit, indem wir den gesamten Produktentwicklungsprozess vom Design bis zur Auslieferung digitalisieren. So können Marken stressfrei globale Lieferketten aufbauen und verwalten. Gleichzeitig garantieren wir, dass sie qualitativ hochwertige, nachhaltige Produkte erhalten.

Unsere End-to-End-Lösung hat nicht nur Marken im Blick, sondern alle Akteure in der Wertschöpfungskette. Im Wesentlichen stellt sie eine neue, digitalisierte und standardisierte Arbeitsweise für globale Fashion-Lieferketten dar, die Menschen, Umwelt und Profit gleichermaßen berücksichtigt.

Abgesehen von den offensichtlichen Trends – was wird in 3-5 Jahren das nächste große Ding in der Modebranche sein?

Lieferketten, Beschaffungs- und Produktionsprozesse in der Modebranche sind nicht den gleichen schnelllebigen Trends unterworfen wie die Verbraucherseite. Die Auswirkungen von COVID-19 verdeutlichen die Notwendigkeit einer digitalen Transformation der Modebranche – einer Branche, bei der das bisher langsamer vorangeht als anderswo.

Modelabels und Produzenten waren fast über Nacht gezwungen, ihre Arbeitsweise zu ändern und die gesamte Belegschaft in Heimarbeit zu schicken. Man passt sich an und sucht neue Wege, um aus dem Homeoffice Kollektionen zu entwerfen und komplexe globale Lieferketten zu steuern. Wenn nicht alle gemeinsam in einem Raum sitzen und die nächste Saison entwerfen können, wenn Design-Scouting-Touren unmöglich und der Showroom Ihrer Fabrik unerreichbar ist oder Muster auf dem Postweg nicht eintreffen, wie sieht dann die Alternative aus?

Meiner Meinung nach hat diese globale Pandemie das Potenzial, einen gewaltigen Wandel auszulösen. Die Zeit des Lockdown kann Menschen von festgefahren Prozessen befreien und den Weg für neue Gewohnheiten und Ansätze ebnen. Wahrscheinlich erleben wir in den nächsten 12 Monaten eine gewaltige Transformation des gesamten Modesektors, weil jedes einzelne Unternehmen ums Überleben kämpft und mit neuen Lösungen experimentiert.
Zirkularität und das Schließen des Kreislaufs wird in 3-5 Jahren das Thema sein. Dazu müssen in den nächsten Jahren, mit enormem Zeit- und Investitionsaufwand, globale Lieferketten in jeder Phase digitalisiert werden.

Welche Wettbewerbsvorteile kann eine Modemarke in ihre Lieferkette einbauen?

  • Digitalisieren: Lösen Sie sich von schwerfälligen Systemen wie MS Excel und E-Mail. Investieren Sie Zeit und Mühe in die Einführung cloudbasierter Software, mit der Zusammenarbeit und Kommunikation rund um die Produkt- und Kollektionsentwicklung nahtlos und in Echtzeit gestaltet werden können. Das spart Zeit, vermeidet kostspielige Fehler und ermöglicht schlankere Abläufe.
  • Investieren Sie in den Aufbau enger Beziehungen zur Lieferkette: Das ist der größte strategische Vorteil, den eine Marke haben kann. Unternehmen, deren Beziehungen zu ihren Lieferketten ausschließlich auf Transaktionen beruhen, sind im Nachteil. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Produzenten Experten auf ihrem Gebiet sind und vielleicht Ideen haben, die Sie nie in Erwägung gezogen hätten. Verlagern Sie Ihre Denkweise hin zu kooperativen Innovationen und experimentieren Sie mit Methoden für eine bessere Zusammenarbeit.
  • Transparenz und Nachverfolgbarkeit: Informieren Sie sich über jeden Partner, vermeiden Sie Wertschöpfungsketten über viele Kontinente und achten Sie darauf, nahe an der Rohstoffquelle zu produzieren. Das ist billiger, schneller und auf lange Sicht viel nachhaltiger.

Wie kann Technologie die Modeindustrie verändern? Welche Rolle spielt dabei SupplyCompass?

Technologie ist die Grundvoraussetzung für die Transformation der Branche. Die gesamte Infrastruktur der Lieferketten hätte eigentlich schon vor COVID-19 einer digitalen Transformation bedurft. Ohne Technologie kann Nachhaltigkeit nur schwer umgesetzt, gemessen und verbessert werden. Gleichzeitig können die robusten, flexiblen Geschäftsmodelle, die die Branche benötigt, nur mit Innovation und digitalen Liefernetzwerken, einfachem Zugang zu präzisen Daten und verstärkter Zusammenarbeit in den Arbeitsabläufen aufrecht erhalten werden.

Unsere Rolle als Unternehmen besteht darin, Modemarken sowohl bei der Vereinfachung der Mode-Lieferketten als auch bei der Integration von Technologie zu unterstützen. Dazu stellen wir eine Plattform für alle Kernfunktionen bereit, die leicht digitalisiert und verwaltet werden können, und geben ihnen eine starke Basis für den weiteren Aufbau innovativerer Systeme.

Sie arbeiten mit vielen Designern, Produktionsleitern und Eigentümern von Modemarken zusammen. Was sind für Modemarken die größten Herausforderungen in der Lieferkette? Wie kann SupplyCompass dabei helfen?

Wir haben zwei zentrale Herausforderungen festgestellt:

  • Neue Produzenten finden: Viele Unternehmen wollen entweder neue Produktkategorien einführen oder stellen fest, dass ihre üblichen Partner geschlossen haben. Normalerweise besuchen sie Produzenten oder Messen, aber das ist in absehbarer Zeit nicht möglich. Aus dem Homeoffice schnell neue, verantwortungsbewusste und regelkonforme Produzenten zu finden, gestaltet sich schwierig und es ist nicht immer sinnvoll, dass jedes Label und jeder Produzent um die Welt fliegt, um Partner oder Aufträge zu finden. Daher haben wir unser digitales Beschaffungsnetzwerk aufgebaut. Wir haben Jahre damit verbracht, die besten Produzenten mit den richtigen Zertifizierungen zu finden und sie mit den richtigen Unternehmen in Kontakt zu bringen, um einen kuratierten, geprüften Marktplatz zu schaffen, der auf Vertrauen gründet und durch Technologie zugänglich ist.
  • Prozesse: In den letzten vier Wochen haben wir einen 400%igen Anstieg der Anfragen an unsere Plattform verzeichnet. Bei Marken, die noch nicht in Produktentwicklungs- oder Auftragsverwaltungssoftware investiert haben, erfolgt der Prozess der Gestaltung, Entwicklung und Produktion einer Kollektion offline und fragmentiert. Kollektionen entwerfen, Muster und Freigaben verwalten und als Team passendes Feedback geben ist schwierig, wenn die Kommunikation nicht optimiert ist. Hier bietet unsere Plattform Lösungen: die Kommunikation zwischen Teams und Produzenten kann in jedem Schritt vom Entwurf bis zur Lieferung der Endprodukte leicht verwaltet werden, ist zugänglich und vollständig transparent.

Was sollten Modemarken einführen, tun es aber noch nicht?

Wir sehen Unternehmen, die Probleme damit haben, die Grundlagen ihrer Produktentwicklung und ihres Produktionsmanagements richtig zu gestalten. Über Technologien wie Blockchain, KI und On-Demand-Fertigung zu sprechen, macht nur Sinn, wenn überhaupt eine solide digitale Grundlage vorhanden ist. Wir beraten Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern, die komplexe globale Lieferketten immer noch mit PowerPoint, Excel und WhatsApp verwalten, obwohl diese Tools dafür überhaupt nicht gedacht sind.

Welchen Rat geben Sie Ihren Kunden angesichts der COVID-19-Pandemie?

Seien Sie offen und flexibel, halten Sie Ihre Versprechen, sprechen Sie regelmäßig mit Ihren Produzenten und experimentieren Sie mit neuen Tools und Systemen. Nutzen Sie diese Zeit, um Kompetenzen zu erwerben, Ihre Prozesse zu rationalisieren und einen zuverlässigen Nachhaltigkeitsplan zu erstellen.

Welche Pläne hat SupplyCompass?

Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf die Entwicklung unseres Produkts für Hersteller, Produktionsstätten und andere Akteure. Unser Ziel ist es, dass Lieferanten schon am Anfang der Wertschöpfungskette mit der SupplyCompass-Plattform arbeiten. Wir treiben die Digitalisierung der Lieferketten im Modebereich weiter voran, damit wir messbare und aussagekräftige Daten über soziale und ökologische Auswirkungen liefern können.

Was sind für Sie als Unternehmen die wichtigsten Werte?

  • Enge, persönliche Beziehungen zu jedem Partner aufbauen
  • Bescheiden sein
  • Immer offen und neugierig bleiben
  • Abenteuerlustig und experimentierfreudig sein
  • Schrittweise vorankommen und den Weg weisen

Die Modebranche galt traditionell eher als Umweltsünder. In den letzten Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit jedoch für Modelabels und Verbraucher an Bedeutung gewonnen. Wie können also die Umweltauswirkungen der Modeproduktion reduziert werden?

Wir betrachten Nachhaltigkeit in drei Kernbereichen:

  • Design: Einen großen Anteil hat dabei die Art und Weise, wie Mode entworfen wird. Dazu muss man unbedingt das gewählte Material verstehen, Materialinnovationen, einschließlich recycelter Alternativen, ausprobieren und dabei bereits die Wiederverwertbarkeit des Produkts im Auge haben. Ebenso wichtig sind jedoch die Qualität des Endprodukts und ein langlebiges Design. Nur auf Quantität und Überproduktion zu setzen, ist nicht wirklich nachhaltig.
  • Prozess: Ineffizienzen, einschließlich Verschwendungen innerhalb der Lieferkette, bei Mustern und bei zurückgewiesenen Waren, müssen reduziert werden. Stattdessen müssen Prozesse mit geringen Umweltbelastungen und geschlossene Kreisläufe implementiert und auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Gleichzeitig müssen Daten zur Unterstützung von Nachhaltigkeitsinitiativen gesammelt werden.
  • Lieferkette: Jedes Unternehmen braucht zuverlässige Partner bis hin zur Rohstoffquelle, wobei eine vollständige Rückverfolgbarkeit und Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg gewährleistet sein muss. Vertrauenswürdige Partner, die die Komplexität des Geschäfts verstehen, vollständig nachhaltig denken und ihre Mitarbeiter fair behandeln – und sich flexibel, anpassungsfähig und technologiefreundlich zeigen – sind für eine Modemarke von unschätzbarem Wert.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Unternehmen in der Modebranche angesichts von COVID-19 neue Impulse setzen können, nehmen Sie an unserem bevorstehenden Webinar mit Experten von SupplyCompass und Flexport teil.

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